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Die Schilddrüse – was sie tut und warum sie so wichtig ist

Anatomie und Funktion

Das Thema diese Woche hier wird die Schilddrüse sein. In drei Beiträgen erkläre ich Anatomie, Funktion und geh darauf ein, wieso die Fütterung für eine gesunde Schilddrüsenfunktion sehr wichtig ist.

Die Schilddrüse, oder auch Glandula Thyroidea, steht in direktem Zusammenhang mit dem Wachstums- und Energiehaushalt. Sie reguliert den Energieverbrauch und spiegelt sich im Körpergewicht wider und sitzt in der Nähe des Kehlkopfes. Als Hormondrüse produziert sie Hormone und gibt sie an das Blutsystem ab.

Konkret produziert und speichert die Schilddrüse die Hormone Tetraiodthyronin, besser bekannt als Thyroxin oder T4, und Triiodthyronin (T3). Diese beiden Hormone werden in den Schilddrüsenfollikeln gebildet und gespeichert.

In anderen Zellen (C-Zellen) der Schilddrüse wird Calcitonin gebildet. Das ist gemeinsam mit einem anderen Hormon für die Aufrechterhaltung der Calziumhomöostase verantwortlich. Darunter versteht man das Gleichgewicht an Ca2+-Ionen innerhalb eines Systems. Sprich: Die Schilddrüse hat Auswirkung auf den Kalziumhaushalt im Organismus. Die C-Zellen liegen zwischen den Schilddrüsenfollikeln.

Gibt der Körper der Schilddrüse das Signal, dass bestimmte Hormone gebraucht werden, gibt sie diese in die Blutbahn ab. Das Blut transportiert die Moleküle dann an den Ort, wo sie wirken sollen. Dieses Signal kommt in Form von TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon), das in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) gebildet wird. Werden Schilddrüsenhormone ausgeschüttet, hat das, wie schon erwähnt, Auswirkungen auf die Stoffwechselvorgänge. Das heißt beispielsweise wird der Blutdruck erhöht oder die Körpertemperatur verändert, oder eben Wachstumsvorgänge vorangetrieben.

Hormonbildung und Erkrankungen

Für die Synthese von T3 und T4 werden Iod und die Aminosäure Tyrosin benötigt. Tyrosin wird aus Phenylalanin (essentielle Aminosäure) vom Körper selbst hergestellt.

Die Dosierung von Iod muss genau erfolgen. Man sollte weder über noch unter dem Bedarf füttern, um eine normale Schilddrüsenfunktion zu gewährleisten. Entsteht ein Ungleichgewicht an Schilddrüsenhormonen kann das zu Wachstumsstören, Störungen im Energie- und Stoffwechselhaushalt und zum sogenannten „Kropf“ führen. Der Kropf entsteht durch eine Kompensationsreaktion bei einem Jodmangel. Die Schilddrüse versucht hier die Unterversorgung an Jod auszugleichen, indem sie mehr Zellen bildet, in denen sie Hormone produzieren kann. Das führt zu einer Vergrößerung der Schilddrüse, die man in sehr schweren Fällen sogar von außen sehen kann.

Öfter als die Überfunktion (Hyperthyreose) kommt die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) vor. Bei der SDU werden zu wenig Schilddrüsenhormone an das Blutsystem abgegeben. Es gibt hier mehrere Formen, die auftreten können. Selten handelt es sich um eine Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem die Schilddrüse als „Eindringling“ einstuft und beginnt sie zu bekämpfen. Öfter tritt eine chronisch-entzündliche Form auf. Die Symptome werden leider häufig erst erkannt, wenn die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist. Haut- und Fellprobleme wie schuppige Haut, Haarausfall und kleine Farbveränderungen können auch anderen Krankheiten oder Gegebenheiten wie beispielsweise dem Fellwechsel zugeschoben und der Verdacht auf SDU fällt unter den Tisch.

Bei der Überfunktion passiert genau das Gegenteil. Zu viele Hormone verursachen übermäßige Stoffwechselreaktionen. Zeigen tut sich das zum Beispiel in Form von einer erhöhten Herzfrequenz, Zittern, Gewichtsabnahme. Ursache hierfür kann ein tumoröses Geschehen sein.

In der Psyche kann sich eine Fehlfunktion der Schilddrüse ebenfalls zeigen. Launenhaftes Verhalten, Zyklusunregelmäßigkeiten, Apathie, Lethargie, häufiges Hecheln oder einfach eine generelle Unruhe und ängstliches Verhalten sind typisch dafür.

Schilddrüse und Fütterung

Das erste, an das man bei der Fütterung in Bezug auf die Schilddrüse denkt ist natürlich das Iod. Wie im zweiten Teil schon erklärt, darf das Iod weder unter- noch überdosiert werden. Bei der Berechnung von Nährstoffen und Futterplänen greife ich und auch viele Hundeernährungsberaterkollegen auf die sogenannten NRC-Bedarfswerte zurück. Mithilfe von diesen Werten kann ich den individuellen Bedarf eines Hundes anhand seines metabolischen Körpergewichts berechnen.

Was den Gehalt an Iod angeht, läuft in der Futtermittelindustrie so einiges schief. Ich habe kaum Futtermittel gefunden, die den Bedarf halbwegs getroffen hätten. Die meisten waren viel zu hoch angesetzt. Wo BARFern regelmäßig die Ohren gewaschen werden, sie sollen bitte auf die genaueste Dosierung von Iod achten, bekommt der Hund bei Trockenfutter häufig die doppelte bis dreifache Dosis. Auch ich bin der Meinung, dass die Dosierung von Iod möglichst genau erfolgen soll, was ich bei Trockenfutter berechnet habe, ist wirklich schlimm. Bei Nassfutter ist es ein ähnliches Bild.

Bei der Berechnung hat mir ein Umstand besonders schwer im Magen gelegen und mir das Rechnen erschwert bzw. unmöglich gemacht: mehrmals gab es gar keine Angabe wie viel drin ist. Nicht nur bei „billigen“ Sorten, sondern auch bei Produkten, die allgemein als sehr hochwertig und toll angesehen werden, die sogar als BARF-Alternative verkauft werden.

Viele Hunde werden trotz allem ihr Leben lang mit Fertigfutter ernährt und haben scheinbar nie Probleme. Unsere Vierbeiner sind Weltmeister im Kompensieren, wenn es ihnen nicht gut geht. Das liegt zum einen in seiner Natur, zum anderen interpretieren wir Menschen manche Anzeichen auch falsch, grade wenn es um Schilddrüsenproblematiken geht. Das sollte man sich immer im Hinterkopf behalten, wenn man damit argumentiert.

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