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Unterschiedliche Proteinquellen – warum eigentlich?

Ein Protein besteht aus vielen kleinen aneinandergehängten Einheiten, den Aminosäuren. Aminosäuren haben immer dieselbe chemische Grundstruktur mit unterschiedlichen, größeren und kleineren, Resten. Der Hundekörper hat einen Bedarf an essenziellen Aminosäuren, die wir mit der Nahrung zuführen müssen. Essentiell bedeutet, er kann es nicht selbst über Umwege herstellen. Taurin ist beispielsweise eine Aminosäure, die der Hund selbst herstellen kann (Taurin wird synthetisiert aus Cystein und Methionin in der Leber, Cystein ist beim Menschen essentiell, der Hund bildet es aus Serin und Methionin ebenfalls in der Leber), für einen Katzenorganismus ist Taurin essentiell und muss über das Futter aufgenommen werden. Taurin wird nicht in Körperzellen eingebaut, sondern hilft bei der Verdauung (bindet Gallensalze) und fungiert als Neurotransmitter, ist also keine proteinogene Aminosäure.

Wichtig bei der Aufnahme von Aminosäuren ist, dass keine der essentiellen vernachlässigt wird. Anhand des Prinzips „Liebig’sches Fass“ (Minimumgesetz) lässt sich das sehr anschaulich erklären.

Man könnte aber auch sagen: du möchtest eine Biskuitroulade machen. Pro Ei brauchst du laut Rezept 50g Mehl. Du hast zwar einen ganzen Kilo Mehl, aber nur 3 Eier im Kühlschrank, das restliche Mehl kannst du zurzeit also nicht brauchen und stellst es zurück. Als Ergebnis hast du dann nur eine Biskuitmasse aus 3 Eiern, obwohl du viel mehr Mehl gehabt hättest.

Ähnlich funktioniert es beim Bauen von Körperzellen bzw. körpereigenen Eiweißen.

Proteinogen, also notwendig für die Proteinbiosynthese, sind 20 Aminosäuren. 10 davon sind essentiell:

Arginin – Arg, Histidin – His, Isoleucin – Ile, Leucin – Leu, Lysin – Lys, Methionin – Met, Phenylalanin – Phe, Threonin – Thr, Tryptophan – Trp, Valin – Val. Das deckt sich fast mit den essentiellen Aminosäuren, die der Mensch zur Produktion von Körperzellen braucht: statt Arginin braucht der menschliche Organismus Cystein.

Jede Aminosäure ist ein Baustein für Körperzellen oder Eiweiße. Beispielsweise dient Tryptophan als Grundgerüst für das Glückshormon Serotonin. Für die Synthese von Serotonin wird auch noch Insulin benötigt. Das heißt wenn wir wollen, dass der Hund möglichst viel Serotonin bilden kann, müssen wir ihn mit beidem versorgen (Tryptophanhaltig ist beispielsweise Rind und Huhn). Optimalerweise zeitlich getrennt, denn bis der Dünndarm lange Proteine gespalten hat und Tryptophan aufgenommen werden kann, vergeht einige Zeit. Insulin wird ausgeschüttet, sobald Kohlenhydrate in den Verdauungstrakt gelangen, das dauert viel kürzer. Im Optimalfall bekommt der Hund also zuerst die Proteine in Form von Fleisch beispielsweise, ungefähr 3 Stunden später die Kohlenhydrate. Soweit die Theorie. In der Praxis ist das natürlich schwer umzusetzen, aber bei Verhaltensauffälligen Hunden durchaus einen Versuch wert. Ein hoher Serotoninspiegel führt nämlich zu mehr Ausgeglichenheit und Ruhe.

Damit alle Körperzellen produziert werden können, brauchen wir also eine dementsprechende Zufuhr der Bausteine. Da jede Fleischsorte eine andere Zusammensetzung hat, sollten wir also zwischen 2-3 Fleischsorten wechseln. Vorsicht hier bei Welpen! In der Phase der oralen Toleranz sollten nicht zu viele Komponenten auf einmal in den Napf. Der Hundekörper muss sich an die Nahrung erst gewöhnen können.

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